Hitler und die Deutschen.
Diese Ausstellung habe ich am 15. November 2010 besucht. Entgegen der Ankündigung in der Welt gab
es um 10 Uhr 20 keine Schlange vor der Kasse. Aber die Ausstellung war sehr gut besucht. Ein Holländer
hatte sich die rosane Tagesbesucherplakette auf das Revers seiner Jacketts geklebt. Mich erschreckte es!
Es erinnerte mich an das Parteiabzeichen der NSDAP, das auch mein Vater so am Revers trug. Ich traute
mich aber nicht, den Herren anzusprechen.
Die Wände waren mit unzählig vielen Bildern, Dokumenten und Texten dekoriert. Die Vitrinen voller
Gegenstände. Das weckte in mir viele Erinnerungen und die Fülle wirkte bedrückend. Das alles zu
studieren hätte Tage gebraucht. Zugleich hätte ich damit die anderen Besucher behindert. Vieles war mir
bekannt, vielleicht habe ich auch manches übersehen. So kann ich mich nicht erinnern,
Kinderkriegsspielzeuge gesehen zu haben.
Im Nachherein erinnerte ich mich, dass wir in Danzig auch grüne Gummigasmasken hatten, mit großen
flachen Aluminiumfiltern, die man auswechseln konnte. An der Stelle der Nase war ein flacher
Nasenzipfel, der schnatterte, wenn man ausatmete. Es gab dazu auch einen Pappaufsatz, der den
Schließeffekt verstärken konnte. Wir nahmen sie mit in den Luftschutzkeller.
Die bohrende Frage, Wie konnte Hitler so viel Zustimmung im deutschen Volk finden? Wird sich immer
neu stellen. Diese Ausstellung brachte mich zu der These:
Die Nationalsozialisten bedienten emotional eine Vielzahl partikularer Bedürfnisse der damaligen
Bevölkerung.
Jeder Bürger konnte sich irgendwo angesprochen fühlen. Die Begleiterscheinungen, die ihn selbst nicht
betrafen, tat er ab. Propaganda und befürchtete Repressionen übertönten bzw. verdrängten die Zweifel.
Die Kaisertreuen erfreuten sich an den geordneten Aufmärschen der uniformierten
Nationalsozialistischen Organisationen. Sie liebten Ordnung und Gehorsam.
Sie waren das Gezänk der Politiker und Parteien Leid..
Die schockierten Teilnehmer des ersten Weltkrieges versprachen sich eine Revision des Versailler
Vertrages.
Die Arbeitslosen fanden Arbeit und erlebten den 1. Mai, den Tag der Arbeit, als ein gut
organisiertes Volksfest, das allen zu einem Gemeinschaftserlebnis wurde.
Die stürmische Jugend begeisterte sich an Spiel, Sport und Wettstreit.
Die “Dienststunden” und “Fahrten”, die von ihres gleichen gestaltet und geführt wurden,
entbanden sie für ein paar Stunden der Pflichten im Elternhaus.
Die Industrie witterte Rüstungsaufträge.
Der Nationalsozialismus war eine Ideologie. Vertreten von rivalisierenden Pathologen. Jeder, der eine
Position bekam, nutzte sie zu seinem Vorteil aus. Wer die richtige Verbindung hatte, konnte Konkurrenten
früher oder später ausschalten. An Missständen waren andere schuld. „Wenn das der Führer wüsste, er
würde zu gegebener Zeit Ordnung schaffen.“ War ein geflügeltes Wort.
Eine ideologiesierte Klicke, kann alle ihre Ideen eins zu eins umsetzen, wenn sie die Justiz beherrscht
und jegliche Opposition ausschaltet. So geschehen am 23. März durch das Ermächtigungsgesetz , „Gesetz
zur Behebung der Not von Volk und Reich“.
(H-E.S. 26.11.2010.)
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